Grenzüberschreitende Gesundheitsversorgung
Gemeinsam mit Partnern aus Deutschland und Frankreich stärkt der Kanton Basel-Stadt die Gesundheitsversorgung über Landesgrenzen hinweg.
Formen der grenzüberschreitenden Gesundheitszusammenarbeit
Im Dreiländereck zwischen der Schweiz, Deutschland und Frankreich ist das Überschreiten von Grenzen Teil des Alltags, sei es für die Arbeit, den Einkauf oder medizinische Behandlungen. Die COVID-19-Pandemie hat gezeigt, wie schnell sich Krankheiten in einer so eng vernetzten Region ausbreiten können. Umso wichtiger ist eine gut koordinierte grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Gesundheitswesen. Sie verbessert den Zugang zu medizinischen Leistungen, ermöglicht eine effizientere Nutzung von Ressourcen und erleichtert die abgestimmte Bewältigung gemeinsamer Herausforderungen wie Notfallversorgung oder Epidemien.
Getragen wird diese Zusammenarbeit von verschiedenen Institutionen und Gremien, darunter der Arbeitsgruppe Gesundheitspolitik der Oberrheinkonferenz (ORK), TRISAN, der Regio Basiliensis sowie dem Oberrheinrat als Gremium der Regionalparlamente.
Das Gesundheitsdepartement Basel-Stadt (GD BS) engagierte sich 2024 besonders aktiv in diesem Rahmen: Als Co-Vorsitz der Arbeitsgruppe Gesundheitspolitik der ORK koordinierte es gemeinsam mit dem Kanton Basel-Landschaft verschiedene Initiativen zur besseren Abstimmung der grenzüberschreitenden Gesundheitsversorgung und zur Stärkung der regionalen Krisenresilienz.
Bilaterale Kooperationen im Gesundheitswesen
Basel-Stadt arbeitet in engen Partnerschaften mit den Nachbarregionen Elsass (Frankreich) und Baden-Württemberg (Deutschland) zusammen. Im Rahmen des grenzüberschreitenden Kooperationsprogramms für ein Leistungsangebot im Süddeutschen Raum - das seit dem Jahr 2019 das vorangehende Pilotprojekt abgelöst hat - können sich Patientinnen und Patienten aus den Kantonen Basel-Stadt und Basel-Landschaft in bestimmten Kliniken im grenznahen Deutschland behandeln lassen, sofern ihr Krankenversicherer an der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit beteiligt ist. Der Kanton und die Versicherung übernehmen die Behandlungskosten in diesen Kliniken für Versicherte aus der gemeinsamen Gesundheitsregion analog zu einer Behandlung in der Schweiz.
Weitere Informationen zum Kooperationsprogramm finden Sie hier.
Auch die Kooperation mit Frankreich wurde im letzten Jahr weiter ausgebaut. So unterstützte das Gesundheitsdepartement die Durchführung des Colloque franco-suisse am 18. Oktober 2024 in Paris, das sich der Fachkräftesituation im Gesundheitswesen widmete und an dem auch Regierungsrat Lukas Engelberger teilnahm. Fachpersonen sowie politische und administrative Vertreterinnen und Vertreter erarbeiteten dabei gemeinsame Lösungsansätze zur Bekämpfung des Fachkräftemangels in den Grenzregionen. Im Übrigen verhandelt das GD BS zusammen mit dem Universitätsspital Basel sowie dem Universitäts-Kinderspital beider Basel über ein Notfallabkommen mit den zuständigen französischen Partnern. Ein solches Abkommen würde es unter gewissen Bedingungen ermöglichen, dass Notfälle aus dem Département Haut-Rhin in Basel an einem der beiden Spitäler behandelt würden.
Weitere Informationen zur Veranstaltung finden Sie auf der Webseite des französischen Gesundheitsministeriums.
Wichtige Akteure und Gremien der trinationalen Gesundheitszusammenarbeit
Die erfolgreiche Umsetzung grenzüberschreitender Gesundheitsprojekte erfordert eine enge Abstimmung zwischen verschiedenen Akteuren. Dabei stellen unterschiedliche rechtliche Rahmenbedingungen, Kompetenzverteilungen und Finanzierungsstrukturen in den drei Ländern oft Herausforderungen dar. Um diese zu bewältigen, sind zahlreiche Institutionen und Gremien in die Koordination involviert, die gemeinsame Problemstellungen identifizieren und Lösungsansätze erarbeiten.
Dazu zählen insbesondere:
- Arbeitsgruppe Gesundheitspolitik der ORK
Den Co-Vorsitz der Arbeitsgruppe Gesundheitspolitik der ORK teilen sich in der Amtsperiode 2022 – 2025 Dr. Irène Renz, Stv. Leiterin des Amts für Gesundheit im Kanton Basel-Landschaft, und Ljubisa Stojanovic, Leiter Finanzen und Dienste im Bereich Gesundheitsversorgung. Die Arbeitsgruppe fördert seit 1996 die Kooperation im öffentlichen Gesundheitswesen am Oberrhein und trägt durch konkrete Projekte zur Lösung gesundheitlicher Herausforderungen in der Region bei. Der rotierende Vorsitz wechselt jeweils nach 3 Jahren zwischen den drei beteiligten Ländern.
- TRISAN
TRISAN ist ein trinationales Kompetenzzentrum für die grenzüberschreitende Gesundheitszusammenarbeit mit Sitz in Kehl (Deutschland). Ziel dieser Einrichtung ist es, die Kooperation im Gesundheitsbereich am Oberrhein nachhaltig zu unterstützen. Das Zentrum wurde im Juli 2016 im Rahmen eines Interreg1-Projekts auf Initiative der Arbeitsgruppe Gesundheitspolitik der ORK gegründet. Die Finanzierung der Plattform wird seit dem Ende des Interreg-Projekts im Mai 2023 durch die beteiligten Gebietskörperschaften weitergeführt. Das GD ist im dreiköpfigen Präsidium von TRISAN vertreten.
Projekte und Schwerpunkte der trinationalen Gesundheitszusammenarbeit
Ein zentrales Thema im Jahr 2024 war die Aufarbeitung der Erfahrungen aus der COVID-19-Pandemie. Die Arbeitsgruppe Gesundheitspolitik der ORK verabschiedete ein Thesenpapier mit sechs zentralen Erkenntnissen und Empfehlungen zur Stärkung der Zusammenarbeit bei grenzüberschreiten Krisensituationen. Das Papier zeigt auf, dass der Informationsaustausch zwischen den drei Ländern während der Pandemie zwar intensiv war, es aber an verbindlichen trilateralen Entscheidungsstrukturen mangelte. Positiv bewertet wurde die grenzüberschreitende Aufnahme von Intensivpatientinnen und -patienten, während die Finanzierung von Patiententransporten und der Epidemiologie-Datenaustausch als verbesserungswürdig eingestuft wurden. Daraus abgeleitete Empfehlungen umfassen unter anderem die Schaffung sicherer digitaler Austauschplattformen, eine bessere Abstimmung von Pandemieplänen und die Stärkung bestehender Beratungsstrukturen für die Bevölkerung wie das Kompetenzzentrum TRISAN und INFOBEST2. Ein detaillierter Bericht zu den epidemiologischen Erkenntnissen wurde vom Expertenausschuss Epi-Rhin erarbeitet und fliesst in die weitere Arbeit der ORK ein.
Ausblick 2025
Die grenzüberschreitende Gesundheitszusammenarbeit wird 2025 weiter ausgebaut. Geplant ist unter anderem ein trinationaler Fachkongress, der im Herbst in Liestal (BL) stattfinden soll und sich mit der Vorbereitung auf gesundheitliche Krisen im internationalen Kontext befasst. Ein weiterer Schwerpunkt im kommenden Jahr wird die Umsetzung des bilateralen Notfallabkommens mit Frankreich sein. Damit setzt das Gesundheitsdepartement einen wichtigen Meilenstein für eine schnellere und besser koordinierte Notfallversorgung im Raum Basel–Haut-Rhin.
Fussnoten
1: Interreg ist ein europäisches Förderprogramm zur Unterstützung der grenzüberschreitenden, transnationalen und interregionalen Zusammenarbeit. Es wurde 1990 im Rahmen der EU-Kohäsionspolitik ins Leben gerufen und finanziert Projekte in verschiedenen Bereichen. Auch die Schweiz beteiligt sich an Interreg-Programmen durch die Neue Regionalpolitik (NRP).
2: INFOBEST (Informations- und Beratungsstelle) ist eine grenzüberschreitende Anlaufstelle am Oberrhein, die Bürgerinnen und Bürger, Unternehmen sowie Verwaltungen zu Fragen des Alltags, der Arbeit und der Verwaltung zwischen Deutschland, Frankreich und der Schweiz berät und unterstützt.